Pop goes Art: Andy Warhol, The Velvet Underground & Nico

Susanne Pressner vor dem legendären Cover von „The Velvet Underground & Nico“ mit der „Warhol Banane“ von 1967 (Foto im MAKK: Kirsten Reinhardt)

// von Susanne Pressner

Das Album „The Velvet Underground & Nico“ mit der „Warhol Banane“ aus dem Jahr 1967 ist sicher das bekannteste gestaltete Cover von Andy Warhol. Damit schlug er ganz neue Wege ein: Das Cover lässt keine Rückschlüsse auf Inhalt oder Musikgenre zu. Stattdessen ist dort eine schlichte Banane zu sehen, die von Warhol signiert ist. Erwarten würde man stattdessen den Titel und die Namen der Interpreten. Doch diese befinden sich auf der Rückseite.

Cover mit Überraschungsinhalten

Das Cover stellt ein eigenständiges Kunstwerk dar – eine für die Pop Art typische Herangehensweise. Im Vordergrund steht der Künstler Andy Warhol, der die noch unbekannte Band 1966 unter seine Fittiche nahm und bis 1967 nicht nur als Producer der ersten Langspielplatte (LP), sondern auch als Manager der experimentellen Rockband fungierte. Auf Drängen Warhols wurde Nico, seiner damaligen Muse und Schauspielerin in vielen seiner experimentellen Filme, in die Band aufgenommen. Wohl um ihr etwas mehr Glamour zu verleihen.

 

Andy Warhol und Nico begegneten sich 1965 in New York
Nico wurde 1938 in Köln als Christa Päffgen geboren und war das erste international bekannte deutsche Supermodell. In den frühen 60er Jahren strebte sie eine Karriere als Sängerin und Schauspielerin an und zog nach New York, um die Schauspielschule von Lee Strasberg zu besuchen. Dort lernte sie 1965 Andy Warhol kennen und wurde Mitglied der legendären „Factory“, Warhols Studio. Ab 1963 entwickelte sich die Factory als Probenraum für Musiker, zum Filmset für Warhols experimentelle Filme, zum Szenetreff von Künstlern und Prominenten, aber auch zum Auffangbecken gestrauchelter Existenzen. Die Zusammenarbeit von The Velvet Underground, Nico und Andy Warhol endete noch im Jahr der erfolgreichen LP-Veröffentlichung mit der Warhol-Banane 1967. The Velvet Underground brachte danach mit mäßigem Erfolg weitere Alben auf den Markt und lösten sich schließlich 1973 auf. Nico war bis zu ihrem Tod 1988 Solosängerin und Songwriterin und gilt heute unter anderen als Wegbereiterin des Gothic Rock.

Eine weitere Besonderheit des Covers ist der Bananensticker. In kleiner Schrift ist neben der Banane zu lesen „Peel slowly and see“. Folgt man dieser Anweisung erscheint unter dem Sticker eine geschälte Banane, was eigentlich naheliegend ist. Überraschend ist dagegen die rosa Farbe des Fruchtfleisches, die eine eindeutig sexuelle Anspielung ist und für Aufmerksamkeit sorgte. Alben mit solchen besonderen „features“ werden Discovery Alben genannt. In diesen Kreis gehört auch das Album „Sticky Fingers“ der Rolling Stones von 1971, dessen Cover einen männlichen mit einer Jeans bekleideten Torso zeigt. Diese kann mit einem echten Reißverschluss geöffnet werden und gibt dann den Blick auf die darunterliegende weiße Unterhose frei. Auch dieses Cover war offensichtlich so anstößig, dass es in Spanien unter dem Franco-Regime durch ein anderes Motiv ersetzt wurde.

In der MAKK-Ausstellung „Pop goes Art“ gibt der 1966 von Warhol gedrehte Film „The Velvet Underground and Nico – A Symphony of Sound“ einen Einblick in die Probenarbeit der Gruppe und in die Atmosphäre der Factory. Der kleine Junge, welcher immer wieder im Film auftaucht, ist Ari, Nicos Sohn. Sein Vater soll Alain Delon sein, der seine Vaterschaft allerdings nie bestätigte. Vielleicht weil er zur fraglichen Zeit mit Romy Schneider liiert war?

Empfehlenswert ist die „Hör-Bar“ am Ende der MAKK-Ausstellung „Pop goes Art“. Dort kann man in das Album „The Velvet Underground & Nico“ und in zahlreiche andere von Andy Warhol gestaltete Alben hineinzuhören. Man sollte unbedingt etwas Zeit einplanen, um den Besuch mit einem Hörgenuss abzurunden.

Die Ausstellung „Andy Warhol – Pop goes Art“ basiert auf der Sammlung von Ulrich Reininghaus. Die Ausstellung ist nur noch bis zum 24. März im MAKK zu sehen.

Schreibe einen Kommentar