Sammlerleidenschaft

Ulrich Reininghaus und Anna Friebe-Reininghaus, © Scott Biolek Ritchie

// von Ulrich Reininghaus

Sammeln, eine Leidenschaft, die man auch als eine typisch deutsche bezeichnen könnte. Wer hat nicht als Jugendlicher Briefmarken gesammelt, in Heften und Alben Postwertzeichen möglichst vieler Länder eingeklebt, ganz stolz, wenn er eine Ausgabe komplett hatte. Wohl dem, in dessen Elternhaus Briefe aus dem Ausland landeten, möglichst von weit her, und so den Wunsch auslösten, mehr davon zu besitzen, sie zu sammeln.

Ähnlich ging es mir mit den Plattencovers von Warhol. Ich hatte bei Freunden ein oder zwei gesehen und stieß nun bei der Besichtigung einer Galerie auf eine wundervolle Ausstellung eben dieser Arbeiten. Ich fand seine Illustrationen faszinierend. Sie verkörpern de facto alle Stile, angefangen von Klassik über Jazz, Pop, Rock und Soul, und das während seiner gesamten künstlerischen Laufbahn bis zu seinem Tod 1987. Gesehen, gehandelt: Ich besorgte mir ein Buch und kaufte die Sammlung, die natürlich, aber das wusste ich ja vorher, nicht komplett war.

Das Suchen nach den fehlenden Arbeiten begann. Als erster Anhaltspunkt und zwar ein sehr wichtiger, war das oben erwähnte Buch von Paul Maréchal, das 2015 erschien und alle bekannten Covers enthält. Ich musste zu meinem Schrecken feststellen, dass neben den mir offenkundig fehlenden Plattenhüllen, es eine Menge von Varianten gab, wie Auflagen in verschiedenen Farben oder Namen der Records oder das berühmte Cover „The Velvet Underground“, mit oder ohne geschälte Banane. Oder, um es noch komplizierter zu machen, die zwei Versionen von „Sticky Fingers“, mit und ohne Aufschrift.

Da ich im Laufe der Jahre eine gewisse Routine des Sammelns entwickelt habe, von Briefmarken über Netsuke bis hin zur Polke- und Palermo-Grafik, begann das bekannte Procedere: Welche Galerie befasst sich noch mit Warhol-Covers? Wer kommt als Sammler in Frage? Wer hat über dieses Thema etwas veröffentlicht? Oder einfach formuliert: Wer kann mir weiterhelfen? Um Sie an meiner Enttäuschung teilhaben zu lassen, es waren ganz wenige, wobei ich sagen muss, der Markt kommt in Bewegung, Schallplatten sind wieder in!

Zum Schluss eine Bemerkung, die mir erwähnenswert erscheint: Sammeln ist eine sehr egoistische Tätigkeit. Man sammelt weder für Oma und Opa, noch seine Kinder, sondern einzig und allein für sich. Vielleicht ist es deshalb so spannend und nervenaufreibend.

Die Ausstellung „Andy Warhol – Pop goes Art“ basiert auf der Sammlung von Ulrich Reininghaus. Die Ausstellung ist nur noch bis zum 24. März im MAKK zu sehen.

Video von Jan Rothstein

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