Lieblingsstücke: Leuchten von Jean Perzel

Andrea Kokoscha

Zu den Lieblingsstücken von Andrea Kokoscha gehören die Leuchten von Jean Perzel.

„Meine Lieblingsstücke des Art Déco sind die Leuchten von Jean Perzel, weil sie einem kreativen, weltoffenen Geist entsprungen sind. Jean Perzel hat zeitlebens gelernt, gearbeitet und geforscht, um zur Vollkommenheit zu gelangen. Er zählt als Designer zur Elite des französischen Art Déco‟, schwärmt die Kölnerin Andrea Kokoscha über die Leuchten-Entwürfe des 1892 im bayrischen Fürstenfeldbruck geborenen Designers. Bis heute werden die Leuchten in der Manufaktur Jean Perzel, ausgezeichnet mit dem Gütesiegel „Entrepris du Patrimoine Vivant“, in Paris hergestellt. „Verblüfft haben mich die Zeitlosigkeit und Modernität der Leuchten. Konsequent werden geometrische Elemente verwandt, die sich zur wohlproportionierten Komposition aufbauen. Die ineinander verschachtelten Milchglas-Kuben scheinen zu schweben. Aber erst im erleuchteten Zustand offenbart sich die feinfühlig durchdachte Funktionalität der Leuchten: Im warmen, diffusen Licht erstrahlt das Milchglas unterschiedlich hell, das eigentliche Leuchtmittel ist verborgen.‟

Jean Perzel (1892-1986) lernte in München das traditionelle Glasmacherhandwerk. Lehr- und Wanderjahre führten ihn durch die Alpenländer, bis er sich 1910 in Paris als Glasmaler niederließ. Erst nach dem Ersten Weltkrieg begann seine große Zeit: Er spezialisiert sich auf elegante Beleuchtungskörper für Innenräume. Er war einer der ersten, der sich intensiv mit dem Wesen der Elektrizität und ihrer Anwendbarkeit für Beleuchtungssysteme aus einander setzte. Als Spezialist des Metiers Glas nutzte er bewusst dessen Gestaltungspotential zur Erzeugung diffusen Lichts. Bald stellte er seine zukunftsweisenden Leuchten-Entwürfe auf allen wichtigen Pariser Salons und Ausstellungen der 1920er und 1930er Jahre aus. Es folgten höchste Auszeichnungen und Ehrentitel wie `Créateur de luminaire d´art´.

Er entwarf die gesamte Beleuchtungseinrichtung im Palast des Völkerbundes in Genf, von Ford Detroit und später die des Luxusdampfers Normandie, der als nationales Prestigeobjekt mit Deutschland und England um das `Blaue Band´ der schnellsten Atlantiküberquerung siegreich wetteiferte. Mit seinen Leuchten wurde der legendäre moderne Palast des jungen Maharadschas von Indore ausgestattet, dessen Architekt Eckart Muthesius für die Innenausstattung die Avantgarde der westeuropäischen Gestalter vereinen konnte.

Schreibe einen Kommentar