Neu in der Designabteilung: Generico Chair

Der `Generico Chair´ von Marco Hemmerling und Ulrich Nether gehört ab sofort zum festen Bestand der Designausstellung des MAKK. Marco Hemmerling ließ es sich nicht nehmen, seinen Stuhl persönlich auszupacken und in die Ausstellung `Kunst und Design im Dialog´ zu tragen. Präsentiert wird er neben dem Lichtobjekt `Explosion´ des Künstlers Hans Kotter, ebenfalls eine Neuerwerbung. Beide Arbeiten sind von 2014.

Der Stuhl wurde erstmals 2014 in Ventura Lambrate im Rahmen des Salone del Mobile in Mailand präsentiert. Nach einem kurzen Gastspiel im MAKK im Herbst letzten Jahres sowie Ausstellungen im Lippischen Landesmuseum und an der Hochschule Detmold kehrt er nun als Dauerleihgabe ins MAKK zurück. Für Marco Hemmerling ist „Das Museum [ist] der richtige Ort für den Stuhl“, und plant bereits die nächste Exkursion mit Designstudierenden ins MAKK.

An der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur begann das innovative Projekt „Generico“: Marco Hemmerling ist dort Professor für Computer Aided Design (CAD) und Nether für Produktdesign und Ergonomie. Die Planung des Stuhls begann für beide Gestalter beim Menschen: Die Anforderungen des Sitzens wie Gewicht und Bewegungsdynamik, aber auch der Sitzkomfort flossen in den Entwurf ein. Produziert wurde via 3D-Druck. Diese neue Technologie ermöglicht es, anhand der vorgegebenen Parameter die Form und Materialverteilung zu optimieren.

Rendering: Dirk Schelpmeier

Rendering: Marco Hemmerling, Ulrich Nether

Aus flüssigem ABS-Kunststoff, der sich beim Abkühlen erhärtet, wurde der Prototyp gedruckt. Das Material wurde in dünnen Schichten aufgebaut, die als feine Maserung in der Oberflächenstruktur erkennbar sind. Im Druckvorgang können sogar unterschiedliche Kunststoffe verwendet werden: In diesem 1:3 Modell wurde in ergonomisch relevanten Bereichen, wie der Sitzfläche, ein weicherer Kunststoff als in der tragenden Struktur eingesetzt.

Foto: Dirk Schelpmeier

Simulation: Marco Hemmerling, Ulrich Nether

Designstudierende und Designer nutzen bislang den 3D-Druck, um schnell Entwurfsmodelle herzustellen. Die Herstellung von Möbeln ist bislang zu zeit- und kostenaufwendig und zu wenig nachhaltig. „Generico“ wurde bei Stratasys Ltd. in Minnesota produziert, der Druck dauerte zweieinhalb Wochen à 24 Stunden/Tag. Die neue Technologie entwickelt sich jedoch rasant: In den letzten Jahren wurden die via 3D-Druck produzierten Objekte immer relevanter. Spätestens seitdem der 3D-Druck für die Produktion von Waffen eingesetzt wird, stellt sich zudem die Frage nach einem verantwortungsbewussten Umgang mit den neuen Produktionsmöglichkeiten.

Hier setzen Hemmerling und Nether an: In ihren Lehrveranstaltungen an der Detmolder Hochschule thematisieren sie den Umgang mit computergesteuerten Produktionsweisen für au den Menschen bezogene Entwürfe.  Bei “Generico” “… geht [es] nicht in erster Linie um die formale Gestaltung des Produkts, sondern um den Entwurf des Prozesses.“, wie es Hemmerling auf den Punkt bringt. Dieser Ansatz aus dem „Design Thinking“, der interdisziplinären Gestaltung von Entscheidungsprozessen, wirft grundsätzliche Fragen zur Zukunft des Designs und der Rolle des Designers auf.

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