von Baya Bruchmann
Als Marcel Breuer 1925 das Material Stahlrohr für den Möbelbau entdeckt, wird er wohl kaum geahnt haben, dass sein erster Stahlrohrstuhl zu einem der bedeutendsten Möbel des 20sten Jahrhunderts avanciert. Es ist der Clubsessel B3 mit dem Beinamen Wassily – so benannt nach dem Künstler Wassily Kandinsky, für dessen Wohnung der Sessel ursprünglich hergestellt wurde. Der Entwurf ist so einfach wie genial: In scheinbar endloser Kurve umspannt das silberne Rohr die Umrisse des Sessels, eine Stoffbespannung aus Eisengarn bildet Sitzfläche, Rücken und Armlehnen. Dieses elegante transparente Design ist damals revolutionär und irritierend ungewohnt. Kein Wunder, dass Wassily zunächst kein kommerzieller Erfolg ist. Doch schon nach kurzer Zeit wird der Sessel zum Symbol der Moderne und beispielgebend für neue Wohn- und Einrichtungskonzepte. Und heute, knapp hundert Jahre später, wird er als lizensierter Nachbau vielfach produziert und gehört zu den beliebten, ewig jungen Designklassikern …
In der Designausstellung des MAKK sind noch weitere Stahlrohrmöbel, die Marcel Breuer in den 1920er Jahren entworfen hat. Zum Beispiel ein schöner Schreibtisch aus dem Besitz der Bauhauskünstlerin Marianne Brandt, ein Satz von Bauhaus-Beistelltischen sowie ein frühes Modell des ersten hinterbeinlosen Stuhls. Natürlich sind auch andere große Namen vertreten. Der finnische Architekt Alvar Aalto mit einer raffinierten Stahlrohrliege. Ludwig Mies van der Rohe mit verschiedenen Objekten, unter anderem dem berühmten Barcelona-Chair. Und als besonderes Highlight ein Video zu den Interieurs und Möbeln von Le Corbusier. Vorschlag: Sehen Sie sich den Film an ohne daran zu denken, dass er bereits 1928 entstanden ist. Sie werden staunen wie modern die Möblierung erscheint und feststellen, viele Stahlrohrmöbel sind absolut zeitlos, eben „forever young“.