Große Oper – Viel Theater? Bühnenbauten im Vergleich

Theda Pfingsthorn vergleicht die Opern in Lyon und Köln (Foto: Kirsten Reinhardt).

// von Theda Pfingsthorn

Zum Vergleich europäischer Opernhäuser habe ich die Oper in Lyon und Köln ausgewählt. Die Oper in Lyon steht als Solitär, umgeben von einer großzügigen Platzgestaltung. Der Standort der Kölner Oper ist vergleichbar. Beide stehen mitten in der Stadt, beide haben eine besondere unvergleichliche architektonische Form.

Die offene Platzgestaltung in Lyon mit vielen Aktivitäten und das Konzept des offenen Zugangs für alle Menschen könnte ein Vorbild für Köln sein. Es gilt den Offenbachplatz neu zu bespielen, ebenso die Plätze zwischen Opern- und Schauspielhaus, dem „Kleinen Haus“ und über der Kinderoper. Als erstes ist eine Möblierung mit großen Sitzelementen des Platzes zwischen dem „Kleinen Haus“ und der Baustelle des Schauspielhauses realisiert und ein Café mit sommerlichem Flair geöffnet.

Man  könnte sich vieles mehr vorstellen. Zumal in Köln zur Zeit der 200. Geburtstag des berühmten Komponisten Jakob „Jaques“ Offenbach gefeiert wird mit Musik, Theater, Tanz, Kunst und Literatur – auch auf der Baustelle in der späteren Opernkantine, aber noch nicht im Opernhaus.

Die Opéra de Lyon steht in der Stadtmitte gegenüber dem Rathaus, auf der Halbinsel zwischen Rhône und Saône. Das Gebäude von 1831 mit neoklassizistischer Fassade bekam im Inneren 1989 bis 1993 einen vollständigen Neubau, nach den Plänen des Architekten Jean Nouvel. Optisch herausragend ist das hohe, gläserne Tonnendach, das von weitem sichtbar die Stadtsilhouette bestimmt. Hier sind Probenräume und ganz oben das Ballett untergebracht, alle mit herrlicher Aussicht. Hinter dem Skulpturenschmuck der Attika auf dem Balkon ist Caféhausmobiliar zu entdecken. Der eigentliche Theaterbereich wird über Rolltreppen in Stahl und Glas erschlossen, das Auditorium für 1300 Besucher ist modern, schwarz und technisch minimalistisch gestaltet. Ganz im Gegensatz zum Foyer, das im Glanz des 19. Jahrhunderts strahlt.

Das Haus steht dem Publikum, auch ohne Eintrittskarten bei vielen Veranstaltungen zur Verfügung. Das beginnt bereits im Erdgeschoß, dort ist der Platz zwischen den Arkaden geöffnet und bietet Gastronomie und Straßenkünstlern Raum. Es ist der Stadt und dem Opernhaus wichtig, hier ein kulturelles Zentrum für alle Menschen und besonders für das junge Publikum zu schaffen z. B. mit moderaten Eintrittspreisen, mit Jazz, Livemusik und einem Repertoire abseits des Üblichen.

In den letzten 15 Jahren hat sich die Opéra de Lyon unter dem Intendanten Serge Dorny ein internationales Renommee erarbeitet und wurde 2017  zum „Opernhaus des Jahres“ gewählt. Serge Dorny wechselt 2021 nach München an die Bayrische Staatsoper. Man darf gespannt sein.

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