Peter Gowland’s Girls ist eröffnet

Thomas Schirmböck (Zephyr – Raum für Fotografie) in der Ausstellung „Peter Gowland’s Girls“ im MAKK, Foto: Scott Biolek-Ritchie

Thomas Schirmböck hat geschätzt 24.000 Prints und Dias gesichtet, bevor er rund 200 für die Ausstellung „Peter Gowland’s Girls“ ausgewählt hat – darunter die aufregendsten, elegantesten und gewagtesten Bilder einer beispiellosen Pin-up-Fotografenkarriere: Stars wie Joan Collins oder Jayne Mansfield, Arbeiten für Playboy oder Rolling Stone sowie seine Bilder für ungezählte Kalender- und Zeitschriften der 1940er bis 1970er Jahre.

Die Ausstellung (bis ) beginnt mit einem Porträt von Peter und Alice Gowland. Schirmböck lernte den Fotografen und seine Frau Alice 2008 persönlich kennen und erzählt beim Presserundgang auch von dieser Begegnung und der Rolle der „starken Frau neben dem berühmten Fotografen“. Er besuchte die beiden in ihrem Haus im Rustic Canyon (LA), das dem Paar seit 1955 als Wohnhaus und Studio diente. Ob am hauseigenen Pool oder im Fotostudio, die meisten Fotos Gowland’s entstanden hier oder am Strand von Malibu. Alice war immer dabei: Sie besprach die Posen mit den Modellen, sorgte „als zweite Frau am Set“ für eine entspannte Atmosphäre und gestaltete die Aufnahmen mit. Während eines frühen Fototermins in der 1940er Jahren empfahl sie ihrem Mann eine andere Perspektive auszuprobieren. Mit den Worten „Lass es uns auf beide Arten probieren.“ setzte sie ihren Willen durch und „Das war die Art, wie wir von da an arbeiteten.”, so Peter Gowland. Die Studio-Dokumentationen in der Ausstellung zeigen Alice am Set. Wenn man genau hinschaut, erkennt man auch einen Spiegel, der zum Set gehörte. Gowland positionierte ihn so, dass die Modelle sich so sehen konnten wie der Fotograf, und sie die Kontrolle über das Posing hatten. Spannend ist eine Gegenüberstellung der Pin-ups mit ebendiesen Set-Dokumentationen: So entpuppt sich die vermeintlich intime, häusliche Atmosphäre der Pin-up-Fotos Nr. 36 und 37 als Shooting am Pool der Gowland’s (s. Foto Nr. 17). „Er inszenierte Illusionen und hier waren die Lichtverhältnisse einfach besser“, so Schirmböck.

Die Dokumentationsfotos wurden für die hauseigene Buchreihe zu unterschiedlichen Themen geschossen. Mit insgesamt 25 Büchern richteten sich die Gowland’s mit fundierten Anleitungen und Tipps an ambitionierte Hobbyfotografen: Alice lieferte die Texte, Peter die Bilder. Alice war für ihren Geschäftssinn bekannt: Bereits Mitte der 1940er Jahre, während der GI-Zeit Peters, hielt sie die Familie durch die Platzierung früher Pin-ups in Magazinen und Kalendern über Wasser. 1957 gründete sie dann ein eigenes Vermarktungsmedium für die Fotos ihres Mannes: das Magazin „Peter Gowland’s Girls“. Die Hefte wurden für 5$ angeboten und dienten als Bestellkatalog: für Privatkunden aber auch Coverredaktion großer Zeitschriften.

Die Ausstellung endet mit ganz frühen Bildern Gowland’s aus seiner Zeit als Fotograf der US Air Force in Fürstenfeldbruck (Winter 1945/46). Deutschland hat ihn sehr fasziniert. Schirmböck erzählt, dass er in den 1950er Jahren zusammen mit Alice und Tochter Ann ein Viertel Jahr in Deutschland verbrachte und sie mit dem Gedanken spielten sich hier niederzulassen und ein Fotostudio zu eröffnen. Stattdessen kehrten sie nach Los Angeles zurück und „…[er] schuf…genau jene Bilder, die Kalifornien in unserer Wahrnehmung zum ewig sonnigen Sehnsuchtsort machten, voller unkomplizierter Lebenslust.“

Peter Gowland starb 2010, seine Frau Alice nur vier Jahre später. Unterstützt bei der Recherche zur Ausstellung wurde Peter Schirmböck von Gowland’s Tochter Ann Macmillan und seiner Enkelin Lauren Kahler sowie den ehemaligen Assistenten von Peter Gowland, Grant Francis und Dean Cuadra. Zum 100. Geburtstag Peter Gowland‘s 2016 wurde die Schau erstmals im ZEPHYR – Raum für Fotografie der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen gezeigt, wo sie außerordentlich erfolgreich bis zum Frühjahr 2017 lief. Zweidrittel der Besucher*innen waren laut Thomas Schirmböck weiblich.

Thomas Schirmböck leitet das ZEPHYR – Raum für Fotografie der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen. Den Katalog zur Ausstellung gab er zusammen mit Prof. Dr. Alfried Wieczorek, Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen, im Kehrer Verlag heraus (€ 34,90 im MAKK, € 39.90 im Buchhandel). Das kostenlose Handbuch zur Ausstellung mit Texten von Peter Schirmböck und seinem Team enthält auch Kurzbiographien der Modelle sowie ein Statement von Ben Swets, dessen Dokumentarfilm über Alice und Peter Gowland in der Ausstellung zu sehen ist.

Die Ausstellung wurde bis 14. Oktober 2018 im MAKK.
#GowlandGirls #MAKK-Blog

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