„Die Entwicklung des Radio-Designs ist in der MAKK-Ausstellung ‚RADIO Zeit’ faszinierend dargestellt‟, begeistert sich Julie Edelmann-Veith, und verrät, dass das MAKK zu ihren Lieblingsmuseen in Köln gehört. „Für Radios gab es keine Design-Vorbilder, und in Deutschland sahen die Radiogehäuse lange Zeit wie bessere Holzkisten aus. Dagegen entwickelte sich in den USA schnell eine ganz eigene Formensprache, die sich eng an der Architektur und am industriellen Fortschritt orientierte. Es ist faszinierend zu sehen, wie bis zum Zweiten Weltkrieg die Amerikaner Maßstäbe setzten – sowohl im Design als auch bei den eingesetzten Materialien. Sensationell finde ich die Art Déco-Radios von Walter Dorwin Teague. Die blau verspiegelten Flächen, verziert mit Chrom, demonstrierten die Bedeutung neuer Materialien. Ab den 50er Jahren haben deutsche Designer nachgezogen, vor allem Hans Gugelot (1920-1965) und Dieter Rams (1932 geboren), die mit ihrem stark reduzierten, klaren Design für die Firma Braun Weltmaßstäbe setzten. Der Einfluss von Rams wirkt bis heute nach. Es ist bekannt, dass Steve Jobs seine Formensprache schätzte und Apple-Designer Jonathan Ive von Rams’ Arbeit beeinflusst wurde. Deutlich sichtbar übrigens am iPhone. Einen Dank von Apple hat Rams aber nie erhalten.“
Wer war Walter Dorwin Teague?
Walter Dorwin Teague (1883-1960) studierte bis 1907 an der Art Students League in New York und arbeitete anschließend als Werbegrafiker. 1926 gründete er eine der ersten Agenturen für Industriedesign. Zu seinen ersten Kunden gehörte die Eastman Kodak Company. Aus dieser Zusammenarbeit stammen Stil prägende Entwürfe wie die Gift Camera oder die Bantam Spezial, die beide in der Designabteilung des MAKK zu bewundern sind. Aber zur Legende wurde Teague durch die Zusammenarbeit mit dem Radio Hersteller Sparks-Withington (Spanton). Seine verspiegelten Radio Gehäuse in Sampson blau oder Apricot stellen bis heute den absoluten Höhepunkt der amerikanischen Art Deco-Radios dar. Seine harmonisch wirkenden Formen beruhen sehr häufig auf den Gesetzmäßigkeiten des goldenen Schnitt, eine klassische Proportionslehre.
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