// von Karsten Kretschmer
Eine Begegnung mit den Künstlern von Captain Borderline Street Artists im Rahmen der Ausstellung ÖkoRAUSCH (bis 24.9.) am 10.9.2020 im Overstolzensaal des MAKK. Das Motto passte: „Captain Borderline entführt auf eine künstlerische Reise… Lass dich überraschen!“ So war es auch … Der Einladung zur Filmvorführung folgte ein buntes Publikum von kernigen Aktivisten bis zum beschaulichen Museumsbesucher. Alle Altersgruppen waren vertreten und waren sehr gespannt auf das was kommt. Und das hat so wohl keiner erwartet.
Der Film UTOPIA führte das Publikum in die Arbeit von Captain Borderline Street Artists heran. Ein wirklich schrilles Farbspektakel mit für mich ziemlich wirren Szenen. Einfach schrill und klasse. Danach gab es einen beeindruckenden Einblick mit Fotos von den weltweiten Aktivitäten der Künstler. Die Künstler von Captain Borderline Street Artists wollen nachhaltig auf die Menschen einwirken. Dies tun sie weltweit mit gesellschaftskritischen Streetart-Bildern von kleinen Mauerbildern bis zu megagroßen Bildern auf Hauswänden. Alles auf eigene Kosten, weltweit.
Es hätte für mich so entspannt weitergehen können, aber dann war Schluss mit Unterhaltung. Fast wie in der Schule wurde die aktive Teilnahme und besonders Kreativität eingefordert. Hätte ich mich unter den Blicken der Teilnehmer rausschleichen oder einen äußerst wichtigen Termin vortäuschen? Nö, dann mal los und mitmachen!
Kreativer Prozess in fünf Runden
Die Künstler hatten sich für den Abend ein Ziel gesetzt. Jeder sollte mit einer fertigen Sprayschablone und einem gemeinsamen erarbeiteten Slogan raus in die Stadt und an die Wände gehen. Aber wie wird man kreativ und findet neue Bild-Ideen? Vielleicht mit ganz klassischen Methoden aus dem Kreativkoffer? Ja, so ist es. Denn selten haben spontane Ideen die Tiefe und allgemeinverständliche Message. Es geht um eine Verdichtung aus den Unmengen von Ideen die immer mehr in einem Findungsprozess sich herauskristallisieren.
Und genau diesen Prozess starteten die Künstler mit den Zuschauern in fünf Runden. Da wurden Ideen reingeworfen, gewichtet und verdichtet. Und niemand war enttäuscht, wenn sein Vorschlag unterging. Denn das Grundthema aller Ideen hatte etwas mit unserer Umwelt zu tun. Wir alle haben somit die kreative Arbeitsweise der Künstler kennengelernt und wurden ein Teil davon.
Nachdem der Slogan gefunden war bekam ich einen laserscharfen Cutter um die Vorlage auszuschneiden. Mir fielen dabei die Schablonen vom Bananensprayer Thomas Baumgärtel ein. Ich habe nun enormen Respekt vor dieser Vorarbeit. Da ist wirklich viel Geduld und Genauigkeit nötig. Irgendwann ging mir diese Geduld aus und zum Glück war die Zeit schon fast vorbei. Viele waren noch in ihre Arbeiten vertieft und hätten gerne noch lange an den Schablonen gefeilt. Aber, das Perfekte passt nicht zu Streetart. Und somit habe ich meine fast perfekte Schablone mit nach Hause genommen. Habe ich sie benutzt? Darf ich nicht verraten, ist ja nicht ganz legal. Und bevor es nach Hause ging, gab es zum Abschied noch für jeden eine Action-Tüte mit Cutter, Spraydose, Handschuhen und diversen Aufklebern, verbunden mit dem Appel raus auf die Straße zu gehen und den Slogan zu verbreiten. Dieser Appel war natürlich nicht offiziell
Da war noch was:
Welchen Slogan haben wir dann finalisiert und ausgeschnitten. Verrate ich nicht. Schaut euch in der Stadt rum. So viel ist verraten; es geht um das Artensterben auf der Erde.