Müssen sich Geschwister ähnlich sehen? Carlton und das verspannte Regal

Carola Horster-mit-verspannten-Regal-Wolfgang Laubersheimer

Carola Horster mit dem `verspannten´ Regal von Wolfgang Laubersheimer (1984) im MAKK (Fotos: Kirsten Reinhardt).

von Carola Horster

Es sind zwei ungleiche Brüder, die sich im Obergeschoss der Design-Abteilung gegenüber stehen: Einmal das breite, schrille und bunte Regal Carlton und das schmalbrüstige, hohe, metallisch-graue, auf das Minimum an Material reduzierte „verspannte“ Regal. Schon die Namen sind vielsagend: Carlton klingt nach Luxus, Verschwendung, vielleicht auch nach Leichtsinn im Spielcasino. Verspanntes Regal bezieht sich sachlich auf die Technik, mit der dieses fragile Objekt standfest gemacht wird, bedeutet aber leider auch das Gegenteil von entspannt. Kann man also den Schluss ziehen, dass Carlton für italienische Lebenslust und das verspannte Regal für deutsche Nüchternheit stehen? Ganz so einfach ist es nicht, denn tatsächlich sind beide Regale in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts der gleichen Unzufriedenheit mit der damals aktuellen Design-Landschaft entsprungen (deswegen Brüder!).

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